Xyris hat geschrieben: 21.10.2025, 22:45
Meines Wissens nach geht es ja darum den Marathon einfach solide ohne Einbruch durchzulaufen, also eher ankommen auf hohem Niveau statt Distanz im Grenztempo.
Also verkürzt gesagt, wer am wenigsten einbricht Gewinnt?
Ja, negative Splits und auch eine gleichmäßige Geschwindigkeit sind schon selten, in der Regel resultieren Aufholen und Überholen auf den letzten 10km aus der Tatsache, weniger langsamer zu werden. Wobei sich das mit der zunehmend besseren Energiezufuhr im Rennen auch bessert.
Letztlich hat es Gordo Byrn in seinem Buch "Going long" gut auf den Punkt gebracht mit der griffigen Formel:
"Its all about Fuel!"
Du kannst am Ende nur noch das Tempo laufen, für das Du ausreichend Energie hast. Beim Solomarathon wird ja bisweilen auch viel vom Fettstoffwechsel geredet, aber energetisch gesehen ist der ja von den eingelagerten Energiereserven klar kohlenhydratdominiert. Der Kohlenhydratverbrauch sollte möglichst effizient sein und die Speicher möglichst groß. Es ist für die meisten ja ein Lauf irgendwo im GA1-GA2 Übergangsbereich und die Lage der aerob-anaeroben Schwelle ist nicht unwichtig.
Im Langdistanzmarathon ist klar der Fettstoffwechsel dominant und für die meisten Athleten ist das ein Lauf im GA1-Bereich und die Lage der aeroben Schwelle und die Effizienz des Fettstoffwechsels entscheidend.
Deshalb ist eine gute Radform eine entscheidende Grundlage für einen guten LD-Marathon. Wenn Du diesbezüglich fit bist und den Hahn da nicht voll aufdrehst, ist die Vorermüdung und die Vorentleerung der Glykogenspeicher noch nicht so groß.
Ein weiterer Faktor ist das Körpergewicht. Das spielt ja beim Solomarathon auch eine entscheidend Rolle, aber gerade im Amateurbereich wundert man sich ja manchmal, was für muskulöse Brocken es gibt, die trotzdem Sub 2:50 oder sogar 2:45 laufen. Auf der Langdistanz fahren die dann zwar brutal stark Rad, schaffen aber nicht mal 3:30. Das haut energetisch einfach nicht hin. Alle Amateurtriathletinnen, die ich kenne, die sehr stark am Ende laufen, sind alle sehr klein und leicht gebaut. Die brauchen wenig Energie. Auch gerade Sub50 Kg Frauen mit dennoch guter Muskulatur performen da stark.
Wichtig ist halt auch die Durability, über die im Radsport gerade viel geredet wird. Also FTP, Schwelle und Co. Wie verändern sich diese Werte nach 3, nach 6 oder gar 12 Stunden. Da scheinen die Lebenskilometer eine (noch) wichtigere Rolle zu spielen.
Die mentale Seite wird aus meiner Sicht überberwertet. Höre ja gerade den Bestzeitpodcast mit Laura Phillipp. Klar braucht es mentale härte, um Leistung zu mobilisieren. Aber die brauchst Du beim 800m Lauf auch. Aber irgendwann ist da dann die Laktatbildung doch der entscheidende Begrenzer und bei den ganz langen Sachen ist es halt die Energie. Das kann man mit Willen und Training näher an die Grenzen rangehen, aber physiologische Grenzen lassen sich halt im WK nicht einfach verschieben oder übergehen.
Mental sind halt ggf. andere Facetten gefragt, z.B. der Umgang mit zentraler Ermüdung in sehr langen oder sogar mehrtägigen Rennen.
Bei meinem Rennen in Livigno werde ich ja, wenn alles nach Plan läuft, nach ca. 12 Stunden auf die Laufstrecke gehen und das Weckerklingeln ist dann schon 16 Stunden her. Und vermutlich habe ich mich sportlich bis dahin nicht gelangweilt.

Da ist dann eine geile Laufform natürlich überhaupt nicht hinderlich, aber es ist glaube deutlich, dass da erstmal andere Begrenzer wirksam sind. Da gehts hauptsächlich um Energie und periphere und zentrale (mentale) Mechanismen der Erschöpfung und auch darum, überhaupt einen Fokus zu halten und möglichst wenig Fehler zu machen.