Gestern war es wieder soweit, ganz bescheiden wollte ich die 3:00 Barriere auf den 1000m einreißen. 2km eingelaufen, der Puls ist schon vor lauter Vorfreude in ungeahnte Höhen entschwunden - wie sagt man so schön, Drehfreudigkeit oder Volatilität sind also bestens.
Auf der Bahn angekommen noch 2 STL, bisschen "Renntempo" schnuppern. Wie schnell ich genau war, weiß ich aber nicht. 3:00er Pace geübt habe ich auch nicht, ich weiß also erst nach 100m wie ich getroffen habe.
Während ich diesen Gedanken nachhänge trotte ich zur Startlinie. Finger liegt auf dem Startknopf. Ich bin tatsächlich etwas nervös. Statt zu drücken und loszulegen trete ich nochmal von einem Bein aufs andere, spucke aus. Es ist kalt. Langes Tight und langes Shirt sind wohl auch nicht optimal... Schluss jetzt, lächerlich, ich merke, dass ich Zeit schinde. Also im Kopf einen Countdown - 3,2,1 - und los!
Es ist dunkel, deswegen kann ich die Uhr nicht ablesen, ohne auf "Licht" zu drücken. Nach den ersten 100m drücke ich und sehe 17s. Gut! denke ich mir, bin sogar eine Sekunde schnell..., die Uhr springt auf 16s, aha ok, die Rundenzeit zählt also rückwärts, Mist, also schon zu langsam.
Nach den ersten 200m bin ich schon ca. 10m hinter meiner Zielvorgabe. Bisschen beschleunigen, bloß nicht zuviel, die verbleibenden 2 Runden sind noch ganz schön lang.
Viel zu früh vor dem Ende der zweiten Runde piepst die Uhr wieder. Verdammt, mittlerweile sind es wohl 20m, außerdem fällt es mir mittlerweile nicht mehr ganz leicht. Trotzdem beschleunige ich weiter. Ich habe die Zeit von letztem Jahr im Kopf, die muss ich auf jeden Fall knacken!
Als die Uhr das nächste Mal piepst, merke ich zufrieden, dass ich den Abstand zur Vorgabe in etwa konstant halten konnte. Mir geht es allerdings nicht mehr gut, die Lunge pfeift bereits und die kalte Luft tut ihr übriges. Trotzdem geht es jetzt in den Endspurt.
Richtung 800m bin ich schon wie in Trance, der Körper irgendwie auf Autopilot, es ist nicht schön. Trotzdem finde ich den Anblick der Kurve vor mir, durch die ich fast so schnell ich kann renne, irgendwie friedlich, so im schwindenen Zwielicht. Fühle mich wie auf Schienen. Die Uhr piepst, der Abstand wieder gleich. Ich nehme nun die Tatsache an, dass die 3:00 nicht fallen wird. Trotzdem beschleunige ich nochmal.
Und irgendwie ist es dann vorbei. Keuchend, pfeifend und hechelnd, tippele ich weiter, noch ca. 100m bis ich mich frage, wieso ich eigentlich weiterlaufe, wo ich doch auch gehen könnte. Ich blicke auf die Uhr, die ich im Ziel abgedrückt habe. Ich konnte auf den letzten 200m tatsächlich noch etwas näher an die 3:00 ranlaufen und sehe eine
3:03,4. Cool!
In Anbetracht der Tatsachen muss ich mit dieser Zeit zufrieden sein. Der Lauf an sich war ein echter Steigerungslauf im Vergleich zu letztem Jahr, siehe Pace-Diagramme.
Außerdem bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich letztes Jahr nicht vielleicht einen halb-fliegenden Start (aus dem Trab) gemacht hab, das hat mich dieses Jahr definitiv Zeit gekostet um auf Geschwindigkeit zu kommen. Und genau die Geschwindigkeit ist auch ein Punkt. Ich wusste nicht, wie schnell ich wirklich laufen muss. Wenn ich ein besseres Gefühl für die 3:00er Pace hatte, wäre es vermutlich möglich besser einzuteilen.
Wie dem auch sei:
BESTZEIT, nächstes Jahr wieder...?