nach meinem triumph in gmünd vor exact 14 tagen und den darauffolgenden 14 tagen beschwerden im sohlenbereich meines fußes verbrachte ich die letzten zwei wochen überwiegend mit radfahren.
letzte woche kam ich somit auf rund 60 lauf-km was noch recht viel ist und einer horror-radtour bei 2 grad plus - im regen - ohne handschuhe! diese tour wird mir wohl ewigkeiten noch in gedanken schweben.
diese woche lief dafür garnichts zusammen. die schmerzen im fuß wurden nicht besser und so fuhr ich nur rad an zwei tagen (di+mi); insgesamt 70km. am freitag (gestern) dann probelauf. im vergleich zu letzter woche hatte es heute und gestern schon rund 15 grad mehr auf dem thermometer. um meinen fuß zu testen wählte ich eine kurze strecke von 4km auf dem radweg: 2km runter, umdrehen, und dann wieder rauf. ging eigentlich ganz gut, der fuß macht keine mätzchen, aber die temperatur! rund 18 grad mittags gegen 16uhr und pralle sonne.
ich bin seit ewigkeiten bei solcher "hitze" gelaufen. demnach war ich nach viel zu schnelle 4km in 16:50min auch vollkommen fix und foxi.
dennoch entschied ich mich am abend, dass ich zum "fori-treffen" mit bolk, gäu-läufer und gero (alphabetische reihenfolge) nach kiebingen, einem kleinen nest bei tübingen stoße um dort an einem kurz-entschlossenen 10er mitzulaufen. getapert ist ja schließlich gut.
die summe der lauf-km der aktuellen woche steht bis dato bei 4 lächerlichen wochen-km und rund 70 rad-km.
bereits gestern wusste ich dass der heutige tag suboptimal sein wird. zwar ist die strecke mit annährend 15m auf- und abstieg äußerst flach, jedoch einige kanten, rund 1km auf schotterpiste mit schlaglöchern und am schlimmsten die "hitze"!
dieser wetterumschwung muß für einen körper wohl erst mal verkraftet werden bzw. an die geändert bedingungen muß man sich wohl erst einmal gewöhnen. denke ich - weiß ich nich`.
mit einem "wird wohl eh nichts"-gefühl gestern abend schlafe ich gegen 0 uhr ein, nachdem ich als "gute-nacht-geschichte" eine folge columbo in den dvd-spieler legte und anschaute.
den heutigen morgen wache ich um 9 uhr auf. warum verteufelt noch mal bin ich am wochenende immer so früh wach? schlafe ich doch schließlich während der woche länger.
also verbringe ich die zeit nach dem aufstehen und auf der autofahrt mehr oder weniger im 1/4 bis halbschlaf. auf der fahrt höre ich die letzte cd des hörbuches von wigald boning "nachtsportler" und denke an meine extremen ziele die noch auf mich zukommen werden in den nächsten wochen, monaten und jahren.
ich treffe im wk-bereich ein, meine mitstreiter, die sich ebenso dieser witterung freiwillig aussetzen wollen sind bereits eingetroffen. volker tankt noch kurzkettige kohlenhydrate in form von coca cola. ich nutze die nachmeldung, wir gehen zu unseren fahrzeugen und begeben uns in unser wettkampfdress und laufen uns warm.
volker köpft dann auch noch das präsent des veranstalters: ein in aluminium gewickelter osterhase.
WICHTIG: beim verzehr von schokoladenosterhasen ist darauf zu achten, dass zuerst der kopf vollständig abgebissen wird. dies schreibt der tierschutzbund vor, denn dies verkürzt den leidensweg des tieres ungemein!
wir stehen am start, ich verabschiedete mich und tümmelte mich in die zweite startreihe. hier sollte mein "niveau" vorhanden sein dachte ich. dies wurde durch die tatsache bekräftigt dass hinter mir ein mann mit high-tech-kinderwagen mir in die hacken fuhr.
vor mir zwei ältere herrschaften, die ich noch kurz davor anhaut und nach deren zeitzielen befragte. zu gern halte ich mich in läufen an personen, die nach ähnlichen zielen streben wie ich. meine realistische wunschzeit (sub38 bei diesen temperaturen) war jedoch mit den vor mir stehenden grauhaarigen, rund 50 jahre alten senioren nicht ganz deckungsgleich (sub42).
ich wußte somit, dass ich die zwei gleich nach dem startschuß umhauen muß!
links neben mir stand ein mäder`l: rothaarig, flachbrüstig, sub 150cm und gewicht knapp unter 40kg im geschätzten alter von zarten 14-15 jahren. wenn das nicht die nächste person ist, die irgendwie falsch stehen sollte?
der countdown läuft, der startschuß fällt. die greise vor mir laufen im geschätzen wk-tempo (4:15) an. mir ist das zu lahm und ich "benutze" beide mehr oder weniger wie die halme eines barren und ziehe mich so vor sie.
der erste km ist voll im gange.
alte bekannte teil 1: nach rund 500m entdecke ich ein graues laufshirt mit rotem querstreifen und logo der wmf. war dies nicht einer der hinter mir gelassenen in gmünd vor 14 tagen? ja, er war es! derjenige dem ich von km 12 bis knapp vor km 15 folgte begleitete mich nun auch in diesem lauf - jedoch diesmal nur für wenige meter. in gmünd beim hm vor zwei wochen zog ich doch noch nach rund 14-15 km an ihm an einem kleinen gefälle davon, forderte ihn noch auf an mir dran zu bleiben, aber das war wohl nichts.
kurzer small-talk: "was willst du laufen" fragte ich ihn, worauf er beinahe in einen redeschwall verfiel. merken konnte ich mir hier nur die zahl "38". mein minimalziel sozusagen.
bevor ich nun die spitze aus den augen verliere und des nordic walkers liebste nebenbeschäftigung; dem schwatzen verfalle behalte ich mein tempo bei uns lasse ihn hinter mir. wir überqueren eine kleine brücke, die wohl rund 1-2m aufstieg haben durfte und wechseln von asphalt auf schotter. meine müdigkeit ist auch weg und ich bin wach.
vor mir teilt sich einiges in grüppchen auf. so wie ich mich entsinnen kann folgte folgende aufstellung: 2 - 2 - 7 und dann ich!
ich wußte dass heute nicht der tag der sub37 bei mir sein wird. bei den nicht gewohnten temperaturen wusste ich noch nicht ob der tag heute überhaupt pb (38:06) tauglich sein sollte.
den ersten km laufe ich in 3:32. spitzen tempo. irgendwie verspüre ich den drang mich heute quelen zu wollen und werfe eine nicht vorhandene taktik über den haufen und wähle einen lauf der qualen! renneinteilung ist nicht gewünscht. meine taktik für heute lautet vielmehr: schnell angehen und schauen wie lange man ein zu hohes tempo halten kann.
was einen nicht tötet macht einen härter - evtl. mit dem hintergedanken an die radtour von letzter woche bei der ich viel einstecken und aushalten mußte.
also behalte ich mehr oder weniger das tempo bei und laufe den zweiten km in 3:39. ich bleibe an der 7-mann-starken "läufer-traube" dran, auch wenn ich rund 5-10meter hinter diesem volk fremder läufer versetzt laufe. in der traube zu laufen wäre wohl in bezug auf volle windstille sicherlich weniger kraftraubend gewesen. gut, der lauf war beinahe windstill.
meine erste bestzeit schlage ich bereits nach 3km:
10:50!
bin ich doch erst einmal einen 3000m lauf auf der bahn gelaufen und dies im mai 08. hier hatte ich diese pb in meinen heutigen 10er integriert und um 2 sek unterboten.
nach rund 3,5 bis 4km fallen nach und nach die träublein aus der traube. aus anfangs 7 läufern werden nur noch rund 4. ich bleibe an der truppe dran und spiele das fünfte rad am wagen - im kofferraum und rund 5-10m hinter ihnen.
nach 4km war mir bewußt dass der heutige tag nicht in diesem tempo weiterhin laufbar bleiben. trotzdessen laufe ich den 4. und 5. km in 3:40 bzw. 3:45.
die verlorenen träublein wussten dies wohl auch und nahmen bereits die pace raus. ich, der heute einfach nur einen lauf der qualen absolvieren wollte und ohne sub37 sowie ohne pb laufen wollte, blieb dran.
meine 5km bestzeit aus dem juli 08 (18:33) stellte ich dann ebenso ein:
18:20 handgestoppt. auch einen 5km lauf hatte ich bislang nur einmal hinter mich gebracht und diesen auch glatt gewonnen seiner zeit.
km 6 - ich lasse allmählich abreissen. bin vollkommen fertig! die beine sind wunderbar und könnten auch ein höheres tempo verkraften, jedoch will die pumpe nicht mehr. bereits nach 5min befand ich mich gleich im roten bereich (>90%hfmax). ich war geistig schon so weit, dass ich den lauf abbrechen wollte und betätigte die stop-taste. als zeichen "von oben" wurde es jedoch nichts und die uhr lief weiter. rutschte doch mein verschitzter daumen von der taste. also lief ich weiter; etwas langsamer jedoch. erstmals laufe ich einen km in nur 3:53, gefolgt von weiteren km im bereich von 3:50 und absolviere auch den schlechtesten km in 3:59.
für mich war es schwer diesen lauf einfach so abzubrechen und den schwanz einzuziehen. hatte ich doch immerhin ein nettes polster mir erlaufen. 7km hatte ich nach rund 30:05. meine rechnung sah wie folgt aus: 3km im lockeren 4er schnitt und ich bin auf pb kurs.
dieses polster liess mich also leicht auf eine neue pb hoffen.
die sonne scheint die ganze zeit, nur ab und zu waren dann doch wolken zwischen ihr und mir.
nach 9km war sie dann wieder unverdeckt. mir geht es seit km 6 dreckig. der letzte km. mittlerweile traf ich
alte bekannt teil 2: die läufer aus der traube schlossen wieder zu mir auf und zogen an mir vorbei. dies blieb auch so und es kamen auch noch 2 oder 3 andere hinzu.
die letzten meter oder
"alter bekannter teil 3": neben mir läuft ein rothaariges mader`l! sie zieht an mir vorbei und befindet sich nun 5-10m vor mir. ich mobilisiere meine letzten kräfte der lungen und will mich dieser blöße entziehen!
ich lasse mich von keinem kind überholen!
das geschlecht hierbei war mir zunächst sekundär. also nehme ich die füsse in die hände und zeige ihr wo`s lang geht. ich nehme die alte platzierung im felde ein. die letzten 100m - ich verfalle in eine sprintähnlich gangart und nehme der lady noch 4 sek ab (lt. ergebnisliste).
am ende steht auf meiner uhr eine 37:41 (
37:40 nach ergebnisliste). ich bin 15. des 336-läufer-starken feldes und werde 4. in der ak30! mit solch einer (verhältnismäßigen) starken leistung schaffe ich es nach über 6monaten mal nicht auf dem treppchen der ak zu stehen. also gehe ich heute ohne gewonnenes handtuch aus dem kaff!

wenigsten weiß ich, dass ich, sofern es wie zuletzt in gmünd, bei stromausfall o.ä. komplikationen keine 3 stunden auf den "trockenmacher" nebst urkunde warten muß.
da ich eine gewisse prozedur seit meiner "läuferkarriere" besitze und die urkunde meiner pb immer hängen muß, muß ich noch warten bis diese gedruckt ist und nebst ergebnisliste kostenfrei ausliegt.
nach und nach kommen die foris in den zielkanal. alle frei von verletzungen und gut hydriert angekommen. wir ziehen uns um, ich jogge zu meinem auto und ein
alter bekannter teil 4 kam zum vorschein: mein fuß tat nunmehr bei jedem auftreten wieder weh! den lauf hingegen konnte ich problemlos ohne beinträchtigung des fußes absolvieren.
wir treffen uns an der sporthalle und gönnen uns kaffee und kuchen. ich begnüge mich mit einem kaffee ohne kuchen. gesündigt soll noch heute abend werden mit einer fettigen salami-pizza.
leider sind die urkunden noch nicht gedruckt. wir verdrücken uns an die frische luft nach draußen. das wetter würde nunmehr optimale laufbedingungen bieten: stark bewölkt und ich fühle mich leicht kühl, trotz shirt und trainingsanzugs.
den weg "fori-treffen" draussen vor der halle und info-stand mit urkundenauslage wurde von mir mehrmals zurückgelegt. für mich war es eine art "auslauf-intervalle" - rein in die halle, standpause - raus auf den hof - standpause.
wir verabschieden uns. ich warte noch immer auf meine "teilnahmebestätigung" bzw. "alibi für daheim"

die ergebnislisten liegen nun nunmehr aus und auch die urkunden sind gedruckt. aus marketing-gründen wurden diese jedoch zurückgehalten. hätten diese ausgelegen wäre die halle rasch leer gewesen und die siegererhrung würde vor leeren rängen ausgetragen werden worden. so sollte jedoch der verzehr von kaffee und kuchen wohl nochmals angeheizt werden. die letzten roten würste ohne brötchen (gab es hier jemals brötchen? ich sah nur brot!) zahlten die foris. kurz danach waren die letzten fünf dann kostenlos.
meine urkunde konnte ich jedoch doch noch vor der siegererhrung dem veranstalter aus dem stapel schwatzen.
ich machte mich auf den heimweg. wiedermals müde startete ich den motor - der cd-player gibt die letzten 10sek des hörbuches wieder ehe das nachwort und das darauffolgende interview fällt.
endfazit: trotz dem erfolg drei bestzeiten an einem tage einzustellen befindet sich meine gemütslage gegenüber meinem frust auf 50:50 niveau. ich hadere mit meiner leistung. dachte ich dass nichts gehen konnte, muß ich mir am ende eingestehen, dass bei einer renneinteilung selbst bei diesem wetter mehr drin gewesen wäre. ich wäre also sicherlich besser gelaufen, wenn ich die ersten km im bereich von 3:45-3:50 zurückgelegt hätte. hintenraus hätte ich dann nochmals zulegen können.
ich denke da an meinen ungewollten tdl vor rund einem monat den ich überraschenderweise mit 37:19 auf 10km beendete, aber damals war auch noch winter und nicht hochsommer wie heute

was folgt? - ich weiß nicht. geplant ist eigentlich ein hm am 01.05. auch wenn ich mir da wenig ausmale im sinne von einstellen meiner pb von vor zwei wochen. momentan schwebt mir mehr der sinn nach langen läufen und ungewohnten distanzen (6h lauf, 50km und bergläufe). weg vom tempoknüppeln auf flachen, asphaltierten, "bestenlistengeigneten" und offiziell vermessenen strecken. jedoch würde ich zugern in kürze und ans wetter gewöhnt einen ähnlichen 10er wie heute mal gerne mit renntaktik laufen.
das mäder`l war übrigens doch kein mäder`l sondern lt. ergebnisliste bereits jahrgang 1990 und demnach mindestens volljährig zu meinem erstaunen!
ich sitze nun also auf dem sofa nachdem ich mich zuvor in die badewanne verkrochen habe mit meinem ersten ungesunden red bull, gefolgt vom kaffee und dem zweiten "bullen" und widme mich diesem bericht....
ps: an die foris von heut`: danke für den tollen mittag - hat mir spaß gemacht! der sieger des 5ers schien wohl doch der knirps zu sein und hatte jahrgang 94!