Kurzer Bericht einer harten Lektion. Aber ich kann schon wieder lachen
Die Anreise verlief gut, schöner Parkplatz unweit der Turnhalle, wo man sich umzog. Leider gabs im Startbereich keine Dixies, die waren ein paar 100 m entfernt und viel zu wenige.. so bin ich erst um 09:58 vom Klo runter in die Startaufstellung und musste mich recht weit hinten einreihen, zum Glück gabs Nettozeitnahme. Aber ich habe auf dem ersten KM doch schon 20 sec verloren, auf dem zweiten dann nochmal ein paar Sekunden – aber hier stand das Schild wohl falsch. Die ersten 5 km liefen dann in 21:35 laut Streckenkilometern. Die KM:
04:29:00
04:15:00
04:15:00
04:15:00
04:14:00
Es folgte der erste schwere Abschnitt bei Kilometer 8-9, die erste Durchquerung des Herrentunnels. Sie lief erstaunlich gut und ich war eigentlich zuversichtlich, dass ich auf dem Rückweg gut durchkomme. Oben rausgekommen das erste mal was getrunken und noch mit den Zuschauern geshakert – ich war sehr gut drauf, die Beine waren locker und die HF war zwar etwas hoch, aber im Rahmen.
04:15:00
04:09:00
03:58:00 (Herrentunnel runter)
04:47:00 (Herrentunnel rauf)
04:04:00
Kilometer 10-15 liefen bestens, ich habe ordentlich Läufer eingesammelt. Leider waren wohl alle sub3-Läufer aufgrund des verkorksten Startes 1-2 min vor mir, so dass ich keine Gruppe oder Mitläufer fand. Der erste Gel-Chip wurde vernascht und für nicht lecker befunden. Im Training schmeckt er doch ander.. Es war ungefähr bei km 15 eine Stelle, wo es ziemlich bergab ging. Laut meinen Berechnungen könnte es hier bei km 25 schwer werden.. ich sollte Recht behalten. Die KM:
04:13:00
04:17:00
04:14:00
04:14:00
04:14:00
Bei km 17 spürte ich das erste mal Schwere Muskulatur, verging aber wieder weil in Travemünde tolle Zuschauer auf uns warteten. Irgendwo dort überholte ich auch einen Läufer, der sich in meinen Windschatten hängen wollte und mir leicht in die Ferse trat.Auf Kopfsteinpflaster sehr wünschenswert, es ging aber zum Glück gut. Bei ca. Km 20 kam mir dann Alfa entgegen und ich rief im irgendwie was wie “Hau rein, Thomas” entgegen. Kurz vor Halbmarathon gings dann durch ein Waldstück und es wurde das erste mal hart. Es ging (gefühlt?) bergan und es war matschig und eng. Die Halbmarathonmarke passierte ich in 1:29:15, was mich beflügelte. Überhaupt war seit Kilometer 10 in mir die Hoffnung aufgekeimt, ich könne wirklich sub3 laufen. Doch nach dem Wendepunkt sollte es hart werden. Die KM 15-20:
04:12:00
04:10:00
04:08:00
04:12:00
04:14:00
Bei Kilometer kam mir dann HTS entgegen. Und er sah vielleicht, dass es mir schon nich mehr so gut ging: Es blies mir entgegen. Dachte ich bisher noch, dass das Wetter einigermaßen mitspielt, so wusste ich jetzt, warum es mir auf der ersten Hälfte teilweise so gut ging. Ich hatte wohl guten Rückenwind. Jetzt taten die Kilometer weh und die oben besagte erwartete Steigung macht mir richtig zu schaffen. Ich weiß nicht, hinter welchen KM sie sich versteckt, hier die km 20-25:
04:13:00
04:07:00
04:16:00
04:14:00
04:16:00
Bis hierhin scheint zeitlich alles im Lot, ich vermute die Steigung kam dann bei Kilometer 27:
04:16:00
04:40:00
04:20:00
04:14:00
04:25:00
Ab da wurden meine Zeiten, wie man sieht, unstet und langsamer. Der Wind tat mir richtig weh, auch wenn ich kurz vor KM 30 noch einmal beflügelt wurde und mich einigermaßen fing, wie es auch die Kilometerzeit zeigte. Aber danach wurde es zäher und zäher und es gab überall scheinbar kleine Steigungen und offene Stellen mit Gegenwind, es lief einfach überhaupt nicht mehr. Ich hab echt gebissen, aber ich verabschiedete mich innerlich schon von der sub3 und rechnete, was ich laufen muss, um eine 3:05 heimzubringen. Als ein Getränkestand kam, hoffte ich auf Cola, aber es war keine da. Also Wasser und das erste mal ging ich, um zu trinken.. möglicherweise ein Fehler? Knackpunkt sollte aber der Herrentunnel werden. Und zwar nicht die Steigung am Ende, sondern das Gefälle am Anfang. Ich konnte aufgrund der Ermüdung nicht mehr kontrolliert laufen und so platschte ein Fuß vor den anderen und jeder Aufprall schmerzte in der Muskulatur. Ich war heilfroh, als dass Gefäll ein Ende fand und ich hochlaufen durfte. War natürlich auch kein Zuckerschlecken, sondern wohl schließlich der Genickbruch. Das erste mal wurde ich jetzt überholt. Ich schlich mich an einen Getränkestand und trank im Stehen einen Tee. Nix ging mehr. Ich wollte jetzt auf 3:10 laufen, aber mein Beine wurden immer steifer, bis schließlich nix mehr ging. Kurz vor KM 36 sah ich dann einen Wagen vom Roten Kreuz und ließ mich hinten auf die Ablage fallen. Meine Beine waren k.o. Oder war es schließlich doch der Kopf? Die ganze Zeit, als es mir schlecht ging, fielen mir Luperts Worte ein, die ich heute früh noch gelesen hatte: “Stell dich ein, dass es bei 35 scheixe wird und du evtl. abschenken willst. Die Moral bricht einfach weg, wenn man nicht aufpasst.” Doch das war es nicht, ich war relativ klar im Kopf, was auch mein Gespräch mit den Ärzten zeigte. Es waren die Beine, es war die Muskulatur, die einfach nicht mehr wollte. Jetzt ergründe ich natürlich, warum es so war: War es das Wetter und die schwere Strecke? War meine Ernährung falsch? War es das eigentlich recht ausgedehnte, vielleicht überdehnte, Tapering? Ich weiß es nicht, aber ich würde es gerne wissen. Bin ich jetzt trauriger, dass ich keine sub3 gelaufen bin oder dass ich nicht gefinished habe? Eigentlich letzteres. Ich habe so hart trainiert und muss nach 36 km aufgeben.
Ich verbrachte anschließend, mit zwei Decken zugedeckt und mit Kaffee und Cola gestärkt, zitternd und extrem frierend im Bus des DRK und hatte Angst, mir eine Lungentzündung zu holen. Wie ich das wegstecke, werden die nächsten Tage zeigen, aber das war teilweise genauso hart wie die letzten Kilometer:
04:27:00
04:24:00
04:44:00
05:02:00
05:04:00
05:25:00
03:02:00 (500 m)
Meine erste Aufgabe, mein erster Lauf, in dem ich meine PB nicht verbessere. Ich hoffe, ich kann diesen Lauf gerade deshalb als Lektion begreifen, daraus lernen und als Läufer wachsen. Der Reiz des Laufens gegen sich selbst besteht ja gerade darin, dass das Risiko, es nicht zu schaffen, sich nicht selber zu besiegen, existiert. Von dieser Existenz habe ich bisher nichts gewusst und bin jetzt reicher. Ich werde jetzt eine Woche nicht laufen, ein bischen leben, ein bischen zuviel gut (eher schlecht ;-)) essen. Und dann gehts weiter. Weiter in Richtung Hamburg 2009, Ziel sub3!