Da habe ich es tatsächlich mein erstes mal geschafft, mich bei einer Laufveranstaltung zu verlaufen. Und das gleich zwei mal
Und weil das alles so viel Spaß machte, funktionierte mein Garminchen auch nicht. Wieder mal keine Satelliten gefunden. Das blöde Teil fliegt raus! Ich kaufe mir was neues, so! Vorhin schon mal gegurgelt und geschaut. Aber dazu schreibe ich später was. Erst einmal zu dem Läufchen und dem ganzen Drumherum.
Nicht der Lauf selbst, aber das Laufwochenende begann schon Samstag Vormittag. Nähe Südkreuz haben wir uns verabredet und wollten gemeinsam, insgesamt sieben Leutchens waren wir, Richtung Spreewald aufbrechen. Der Frostwiesenlauf startet und zielt in dem Städtchen Burg und wird großartig vom Landhotel Burg unterstützt. Dies ist übrigens kein Wettkampf und es gibt auch keine Zeitnahme. Es ist eine Art Trainingslauf mit Startnummern und Streckenversorgung und auch sonst allem Drum und Dran. Organisiert wird der Lauf vom Verein Spreewald-Marathon e.V. Über die drei Laufstrecken von 10, 20 und 30 Kilometern, sowie Nordic Walkern und Wanderern gingen über 1000 Teilnehmer an den Start. Der Lauf findet in der Region und auch weit darüber hinaus großen Anklang. Wir fuhren also nach Krieschow, was ca 20 Kilometer von Burg entfernt ist. Mit dem Auto fast ein Katzensprung. Wolfgang hat uns eine Unterkunft in einer Radlerpension besorgt. Preiswert und mit Selbstversorgung und genau richtig für solch eine Truppe wie uns. Es war auch noch ein kleines Läufchen am Samstag geplant, anschließend wollten wir ausgiebig im Landhotel die Saunaanlagen nutzen. Jeanette und ich hatten aber keine Lust zum Laufen. Ich wollte mich voll auf den Lauf am Sonntag konzentrieren und hatte eh eine ruhige Woche nach Rodgau hinter mir. So tranken wir ein Käffchen, derweil die anderen etwa 8 Kilometer hoppelten. Die Sauna anschließend war herrlich und ich nutzte sogar den dünnen Restschnee auf dem Hotelrasen, um mich darin zu wälzen. Es war schon dunkel!
Anschließend lecker beim Italiener gespeist und beim Eis in der Hotelbar pennte nicht nur ich bald ein, so gingen wir allen nach der Heimfahrt in die Pension recht flott ins Bettchen. Den nächsten Tag war fast schon Ausschlafen angesagt, der Start sollte erst um 11 Uhr statt finden. Wenn das mal nicht nett ist. Ist sicher auch ein Entgegenkommen an die Teilnehmer aus entfernteren Regionen, damit sie noch gut anreisen können. Insgesamt ist der Lauf genauso gut und mit viel Herzlichkeit organisiert, wie auch der Spreewaldmarathon und ich kann ihn ohne Einschränkung empfehlen. Von der wunderschönen Gegend ganz zu schweigen. Allein das war eine gute Alternative zum Plänterwald
Der Wecker klingelte und hach ich war schön ausgeschlafen. Der erste Blick aus dem Fenster war grandios! Blauer Himmel ohne eine Wolke. Der Wettergott war nett mit uns. Nun gut, den versprochenen teilweise starken Wind hat er uns leider auch gebracht. Nettes Frühstück und ich hab natürlich wieder ordentlich zugeschlagen und war der Letzte.
War ursprünglich um 10 Uhr Abfahrt angesagt, kam die Idee auf, man könnte etwas eher hin fahren. Okay, aber dass dann sogar Hektik ausbrach, behagte mir nicht so. Es war doch noch sooo viel Zeit. Die Standen wir dann am und im Hotel in Burg rum *grins* Startnummern hatten wir bereits am Samstag besorgt. Aber schön wars doch, wieder viele Bekannte zu treffen. Allerdings lud das Wetter nicht gerade dazu ein, lange gemütlich draußen rumzustehen. Sicher, die Sonne schien prächtig, aber es war auch Arschkalt dazu und der Wind blies uns um die Ohren. Dann war die Startzeit heran und ich musste mich noch ein gutes Stück nach vorne Drängeln. Ich hatte keinen Bock, hunderte Meter von langsameren Läufern aufgehalten zu werden, dazu war mir das Feld zu groß. Ich fand ein gutes Plätzchen, der Cheffe vom Landhotel hielt noch eine kurze Ansprache und dann wurden wir auch schon los geschickt.
Zu Beginn war es schon noch ein Gewusel. Langsame Läufer vor mir, schnelle, die an mir vorbei preschten und ich suchte auch einen Weg zum Überholen. Ein paar bekloppte Nordic Walker sind auch aus der ersten Reihe gestartet. Aber doch recht schnell sortierte sich das Feld. Anfangs war es noch Feldwegig und nach ca 500 Meter kamen wir auf Asphalt und etwas später ging es ein Stück Landstraße entlang. Es war zwar nichts abgesperrt aber überall standen Schilder auf den Straßen "Achtung Sportveranstaltung" Die Autofahrer waren ausnahmslos sehr rücksichtsvoll. Zumindest was ich mitbekommen habe
Hab ich schon erwähnt, dass mein Garmin schon wieder verrückt spielte? Ich hatte ihn vor dem Start über ne halbe Stunde an und auch immer mal wieder neu gestartet und der Heini hat nicht einen einzigen Satelliten gefunden. Ich lief also tempomäßig voll im Blindflug und war da durchaus erst einmal etwas angefressen. Ich rechnete auch nicht damit, dass jeder Kilometer angezeigt werden würde. Nicht bei einem solchen Trainingslauf. Ich wollte dann an markanten Eckpunkten die Zeit stoppen um später aus der Strecke aus dem Netz heraus die Entfernung und damit die Pace nachträglich bestimmen zu können. Nach etwa 1,5 Kilometern trennten sich die Strecken und ich verlief mich das erste mal
Das war an sich erst einmal gar nicht schlimm. Laufe ich eben zuerst die 20-Kilometer-Runde und anschließend die 10er. Davon wusste ich aber noch gar nichts
Die Sonne schien, der Wind blies mal eklig von vorn und mal schön schiebend von hinten. Sich darüber ärgern wäre doof, kann man eh nicht ändern. Und ich persönlich fühlte mich wohl und rann hoffentlich im geplanten Tempo. Bei Kilometer 5 war eine Markierung auf die Straße gepinselt. Ich stoppte eine Zwischenzeit und hatte 27:50 Minuten auf der Uhr. Das waren nur 20 Sekunden zu langsam. Statt geplanter 5:30 bin ich frei Schnauze 5:34 gelaufen! Darüber freute ich mich schon sehr und das hob meine Stimmung immens
So konnte es weiter gehen. Nach etwa 7 Kilometern kam ich an den ersten VP. Und dort gab es heißen Tee. Etwas süß aber gut schmeckend. Ich trank den Becher eilig aus, so viel Zeit wollte ich nicht vergeuden. Normal brauche ich bei nem 30er bei den Temperaturen nichts zu trinken und hätte wohl auch nichts genommen. Allerdings hatte ich nach dem Frühstück nichts weiter gesüffelt. Also nur drei kleine Tassen Kaffee und die Milch in meinem Müsli. Das könnte am Ende doch zu wenig sein. Warum? Ich hab einfach nicht daran gedacht
Bei den VPs soll es auch Glühwein gegeben haben, hab ich in meiner Hatz gar nicht mitbekommen. Hätte ich aber auch nicht getrunken
In dem Gefühl, durch die sekundenlange Trinkpause Zeit verloren zu haben, bin ich etwas schnell geworden. Ich versuchte, mich an anderen Läufern vor mir zu orientieren. Aber die liefen für mein Gefühl entweder zu schnell oder zu langsam. Nix brauchbares dabei. Die Markierung für die 10 Kilometer muss ich übersehen haben, falls da eine gewesen war und so hatte ich erst bei Kilometer 15 eine neue Zwischenzeit. Da las ich allerdings eine Zeit von 1:18:xx auf der Uhr! Geplant hätte ich hier bei 1:22:30 vorbei kommen müssen. Also nahm ich einfach mal an, dass die Markierung falsch sei. Etwas später überholte mich ein Läufer und ich frug ihn, ob er GPS dabei hat. Hatte er und er sagte mir, dass wir 15,5 Kilometer hinter uns haben. Au Bagge! Die Markierung war korrekt und ich war um einiges schneller als geplant, um die 5:10 die letzten 10 Kilometer überschlug ich flink im Kopf. Nun, das war jetzt auch nicht mehr zu ändern, aber dann war es auch kein Wunder, dass mir das Tempo doch so schwer fiel. Jo, es war nämmisch jetzt schon recht anstrengend und ich musste Druck machen, gleichmäßig so weiter zu laufen. Also fast, ich nahm schon etwas Tempo heraus, so schnell wollte ich nicht zu Ende laufen. Egal, ob ich das nun schaffen würde oder nicht. Darum ging es mir heute nicht, abschießen kann ich mich in Hamburg
Aber nicht bei einem Trainingslauf.
Wir kamen an ein kurzes Begegnungsstück und mir kamen recht schnelle Läufer entgegen. Ich schaute etwas komisch und war froh, dass ich andere Läufer in meiner Richtung vor und hinter mir hatte, also war ich schon richtig. Nur woher kamen die anderen und warum waren diese so schnell? Die Lösung hab ich erst später beim Betrachten der Streckenpläne gefunden. Das waren die 30-km-Läufer, die richtig liefen und ebenfalls 17 Kilometer hinter sich hatten. Also daher ungefähr auch mein Tempo drauf hatten. Noch verwirrter wurde ich, als ich plötzlich auf die Zielgerade einbog. Hä?! Was soll denn das wieder? Na wenn ich jetzt falsch bin, dann höre ich auf! Aber kurz vorm Ziel sah ich das Schild mit der Wendemarke. Puh Schwitz, nochmal alles gut gegangen.
Dachte ich *haha* Ich rannte die Zielgerade wieder zurück bis zum Abzweig und war plötzlich allein auf der Strecke. Kein Läufer mehr vor mir und keiner mehr hinter mir. Andauernd schaute ich mich um aber es kam niemand. Boah was soll der Scheiß jetzt? Trotz aller Verwirrung behielt ich mein Tempo bei, mal schauen was passiert. Ich hab zwar kurz nach der Wende eine Zwischenzeit gestoppt, war dann die 20 Km-Durchgangszeit, hab ich aber jetzt nicht im Kopf und die Uhr liegt zu Hause. Die letzten 5 Kilometer waren aber glaube wieder voll im Plan. Wieder nach 1,5 Kilometern kam ich an den Abzweig und schaute mal genauer hin und da sah ich meinen Irrtum. Ich war so perplex über meine Blödheit, dass ich spontan ins Gehen verfiel und erst einmal die Schnauze voll hatte. Nicht ohne auf die Uhr zu drücken, der Reflex steckt drin
Was tun? Zurück latschen oder laufen? Keine Lust mehr! Weiter laufen? Auch keine Lust mehr. Die Phase hielt eine knappe Minute an und ich trat mir selbst in den Arsch: "Du Trottel bist für 30 Kilometer hier her gefahren, also laufe die gefälligst!" Also lief ich wieder an und nahm wieder das gewohnte Tempo auf. Ist doch auch egal, ob ich zu Beginn die 10er Runde laufe oder hinterher, am Ende kommt es aufs Selbe heraus. Bin ich eben alleine auf der Strecke. Dadurch verpasste ich aber den Abzweig nach Rechts, wieder runter von der Landstraße Richtung Nordumfluter, bei dem es 2 Kilometer auf dem Damm entlang ging. Jedenfalls kam ich ein Stück weiter an eine Kreuzung und dort war kein Richtungspfeil für uns Läufer. Musste ja auch nicht. Und da ich nicht wusste, ob jetzt nach Rechts abbiegen ne gute Idee sei, nahm ich die Straße nach Links. Mich an der Sonne orientierend musste ich in einem Bogen zurück nach Burg kommen. Dass unter all dem Scheiß meine Motivation litt, muss ich wohl nicht erwähnen. Und daher bin ich auch jetzt noch erstaunt, dass ich dennoch einfach so weiter lief. Im Nachhinein bin ich da schon Stolz druff. Ich kam dann wieder zur Strecke. Mir kamen Läufer entgegen und gemeinsam bogen wir wieder Richtung Hotel ein. Dann kam wieder der Abzweig Richtung Ziel. Ja ich wollte jetzt aufhören, lief ein paar Meter dahin. Die kleine Runde eben schätzte ich auf 5 Kilometer und wenn ich diese noch einmal laufen würde, dann hätte ich auch meine 30 Kilometer absolviert. Ob das nun genau stimmt war mir egal und ich drehte um lief sie einfach noch einmal. Nun konnte ich mich auch nicht mehr verlaufen. Dass ich dies tat und somit mein Trainingsziel doch noch erreichte, darüber bin ich noch mehr stolz.
Das war ich schon während der Runde. Und so hatte ich plötzlich wieder eine große Motivation, nun im Tempo nicht nachzulassen. Und das fiel mir nun schon sehr schwer, war aber nicht unmöglich. Selbst die drückende Blase (juhu ich bin 30 Km ohne einmal Pinkeln durchgelaufen!) nahm ich in Kauf. Ich renn jetzt durch und mache keine Pause. Nix! Und somit lief ich mit richtig guter Laune durchs Ziel und hatte eine Zeit von 2:45:xx auf der Uhr was genau meiner Zielzeit entsprach. Ich hab vorhin mal auf der Seite die Streckenpläne angeschaut und grob geschätzt, dass die Runden jeweils etwa 5,5 km lang sein müssen (das messe ich morgen natürlich auf gpsies noch einmal genau nach
) und somit bin ich sogar 31 km gewetzt. *tschakka*
Anschließend rasch trockene Sachen angezogen, mir wurde schnell kalt und erst einmal an die Hotelbar ein Hefeweizen eingeatmet
Und dann kam der gemütliche Teil. Mit leichter Verzögerung trudelten wir alle beim Italiener ein und es gab lecker Speis und Trank. Leider musste ich eher los, da ich Abends in die Nachtschicht durfte, das war der kleine Wehrmutstropfen und ich konnte kein Eis mehr als Nachspeise schlecken. Das ist dort nämmisch höllisch lecker.
Ja und das Fazit ist ein sehr positives. Auch wenn ich mich das erste mal bei einer Laufveranstaltung verlaufen habe, freue ich mich darüber, wie ich damit umgegangen bin. So etwas kann ja auch bei einer "richtigen" Veranstaltung passieren und dann muss ich auch damit klar kommen. Wenn ich da an Gerhard Bracht denke, der vor 2 Jahren beim Thüringen Ultra 8 Kilometer Zuschlag genommen hat. Das konnte ihn auch nicht entmutigen. Und ich hab meine Tempovorgabe geschafft und sogar etwas übererfüllt. Hatte ich letztes Wochenende in Rodgau schon leise Zweifel, dass ich 5:20 über die Marathondistanz würde laufen können, so bin ich jetzt schon viel zuversichtlicher.
Gruss Tommi