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von Tvaellen
@ Bus schau mal in meinen Bericht zum Thema Schuhe
So nun:
nach Hamburg wieder Rennsteig, auch dieses Jahr entschied ich mich zum Doppelsaisonhöhepunkt.
Dank eines Tipps von Dartan, für den ich sehr dankbar bin, entdeckte ich auch einen passenden Trainingsplan von Pfitzinger für die 4 Wochen Zeit zwischen den beiden Läufen. Die erste Woche nach Hamburg verlief noch sehr mühsam und ich sah schon schwarz, aber ab Woche 2 ging die Formkurve doch wieder nach oben, was sich im abschließenden 10 km Formtest dokumentieren ließ..
Auch die Wetterprognose entwickelte sich positiv, sah es eine Woche vorher noch nach Dauerstarkregen aus, stellte sich im Laufe der Woche heraus, dass das Tiefdruckgebiet schon einen halben Tag vorher durchzieht (am Freitag Abend in Neuhaus goss es dann auch aus Kübeln) und der Renntag trocken und sogar halbwegs sonnig ist.
Bei der Schuhwahl tat ich mir deswegen auch etwas schwer. Ein nasser Rennsteig mit tiefen Pfützen ist mit leichten Rennschuhen ohne Profil kaum schaffen, andererseits kostet ein Dämpfungstrailmonster mit fast 400 Gramm pro Schuh eben schon Zeit, ich hatte deswegen ungelogen 4 Paar Schuhe im Auto (leichter Trailschuh, gut gedämpfter Trailschuh und das ganze auch nochmal für Straßenprofil), als ich am Tag vor dem Rennen nach Neuhaus fuhr.. Die Entscheidung fiel erst eine Stunde vor dem Rennen für den schnellsten Schuh, den ich dabei hatte, den DS Trainer. Heute - rückblickend - würde ich vermutlich den leichten Trailschuh wählen, warum? dazu später.
Überhaupt wurde ich im Laufe der letzten Woche immer angriffslustiger. Die Form war da, warum nur einen Sicherheitslauf mit Zielzeit 3:45 machen, ich bin über 50, so viele Chancen einen richtig schnellen Lauf am Rennsteig zu machen, werde ich nicht mehr bekommen. Levi traut mir mehr zu, also probieren wir es, selbst wenn es schief geht, eine sub 4 werde ich auch hinbekommen, wenn ich auf den letzten Kilometern wieder zum Walker mutiere, wie schon zweimal auf dieser Strecke passiert.
Da mit Paceangaben bei diesem Streckenprofil kaum was zu machen ist, ständig geht es rauf oder runter, dazu kommen noch Wurzeln, grober Schotter, Wiesenstücke auf Teilen der Strecke, da sollte man -nach meiner Meinung- nach Puls laufen, wenn man seinem Körpergefühl nur bedingt vertraut, was bei mir der Fall ist.
In der letzten Woche nochmal einen kleinen Hf Max Test gemacht (Bergsprints) und realistische 173 erreicht, daraus errechnete sich ein optimaler Marathonpulsbereich von 147 (85%) - 153 (88%), vor allem bei Anstiegen wollte ich den oberen Wert nicht überschreiten, solche Fehler verzeiht der Rennsteig nicht und wie es einem geht, wenn man den Rennsteig zu schnell angeht, hatte ich noch präsent im Schmerzgedächtnis.
Dennoch: es ist schwerer, so einen Lauf am Limit - aber nicht drüber - zu laufen als bei einem mehr oder weniger flachen Stadtmarathon. Die Erfahrung von vier Teilnahmen (2 x normal, 2 x Super) hilft sicher, aber die Unsicherheit bleibt, auch während des Laufens, erst als ich den kleinen Gegenanstieg hinter Frauenwald (bei km 38) oben und kein Wadenkrampf in Sicht war, wußte ich, heute kommst du krampffrei durch.
Das Rennen selbst : Nach dem obligaten Rennsteiglied und dem Schneewalzer im Chor von 3000 Läufern (muss man mal erlebt haben, Gänsehaut) den ersten Kilometer nach dem Start bewußt langsam angelaufen, und ab der Tankstelle auf dem Rennsteig das Renntempo aufgenommen. Danach geht es erst mal 4 km bergab und dabei erfreut festgestellt, dass auch eine (nicht höhenmeterbereinigte) Pace von 4:00 bis 4:15 keine Probleme bereitet, überhaupt kein Vergleich zu Hamburg. Schon bis km 5 viele Plätze gut gemacht, auch sämtliche Teamkollegen bis auf unsere 2 jungen überholt. Bei km 9 dann der erste richtige knackige Aufstieg, bewußt nach Puls gelaufen, von vielen überholt worden, die zum Teil keuchend hoch rasten, viel Freude werden die vermutlich nicht gehabt haben.
Bei km 11 - 12 Levis Frau auf der Strecke gesehen und kurz begrüßt, auch sie war schnell unterwegs. Bei km 17 dann der erste Scharfrichter der Strecke, der fast 1 km lange Aufstieg zur Turmbaude von Masserberg, auch hier nach Puls gelaufen, aber fast nicht überholt worden, dafür einige gesehen, die schon walken mussten.
Beim Abstieg von der Turmbaude erstmalig festgestellt, dass der DS Trainer vielleicht nicht der optimale Schuh waren, zumindest ohne meine steife Currex - Einlegesohle, die Splitsteine drückten von unten durch die Sohle in den Fuß, das war schmerzhaft und wurde noch schmerzhafter im Lauf des Rennens, erst als ich Schmiedefeld den Asphalt unter den Füßen hatte, wußte ich, dass es gut geht. Aber das nächste Mal ziehe ich doch Schuhe an, die von unten gegen Steine einen Schutz haben.
Bei halber Strecke Zeit von 1:39 und das trotz Höhenmeter, auch wenn der zweite Teil der schwerere ist, wußte ich, das kann richtig gut werden heute. Meine Garmin gab eine Hochrechnung von 3:26 aus, nachdem ich die steile Rinne hinter Masserberg gut (wenn auch langsam, da vorsichtig gelaufen) überstanden hatte und sich die Prognose nur unwesentlich verschlechtert hatte, war sub 3:30 als Zeil eingelockt. Ich hatte eine Gruppe mit etwa 10 Läufern meiner Preisklasse gefunden, mit denen ich dann das “false flat” rüber nach Neustadt in Angriff nahm. Die Steigung ist kaum zu sehen, aber sie ist da und man läuft deshalb dieses Teilstück häufig zu schnell, wenn man nur auf die Paceanzeige schaut.
Ich schaute auf die Pulsanzeige und die Mitläufer, die etwas weggezogen waren, waren bei der Verpflegung in Neustadt wieder eingeholt. Insbesondere ein anderer ältere Läufer, auch im roten Trikot, lief quasi die ganze Strecke mit mir zusammen, weiter als 100 Meter waren wir vermutlich nie von einander entfernt, er kann dann auch 2 sec nach mir ins Ziel.
2 km vor Neustadt Levi auf dem Fahrrad getroffen, ihn wg Radbrille und Helm erst nicht richtig erkannt (er aber mich) und freudig begrüßt. Noch ein kleiner Tipp, dass seine Frau hinter mir ist, aber nicht weit weg sein kann, und weiter.
Hinter Neustadt dann die fieseste Rampe der Strecke, der Burgberg, zwar nur kurz, aber 20% Steigung, Ich bin ihn gegangen, viele andere in meiner Gruppe auch, das war dann auch (absolut) gesehen der langsamste Kilometer mit einer Pace von 6:00. Hinter dem Burgberg steil bergab und danach in drei Wellen auf Gras hoch zum höchsten Gipfel des zweiten Teilabschnitts, dem Großen Dreiherrenstein. Zwischenfazit: Beine nicht mehr frisch, aber echte Probleme sind anders. Das läuft heute.
Die Stücke bergab über Allzunah nach Frauenwald führten wieder zu einer “4” auf der Paceanzeige, selbst der kleine Gegenanstieg war dieses Mal laufbar.
Dann die letzte Verpflegung bei Frauenwald, doch kein Bier, sondern Cola. Noch zwei Sätze zur Verpflegung: da ich mit dem berühmten Haferschleim beim Rennsteig nichts anfangen kann, hatte ich mir 4 Gel eingesteckt, die ich alle 9 km zu mir nahm (9-18-27-36), An den ersten Verpflegungstellen nur Wasser, ab Neustadt (km 29) Cola; passte für mich perfekt.
Erst auf den letzten 2-3 km merkte ich, dass es mit den Reserven zu Ende geht. Ab dem Asphalt in Schmiedefeld (eine Wohltat für die Fußsohlen)aber dennoch beschleunigt (heute wird Vabanque gespielt!) und dann die letzte fiese Rampe hoch zum Sportplatz. Oben an der Kuppe hatte ich vermutlich 20 Laktat und meinen Gesichtsausdruck will ich gar nicht wissen, aber ich habe mich durchgequält. Die Stadionrunde mit Unmengen an Zuschauern fast Pipi in den Augen, erst recht als die Uhr 3:28 anzeigte. Der Rest war feiern.
Heute: Beine total müde, aber keine Schmerzen, Fußsohlen sind dafür immer noch lädiert, Barfußlaufen nicht möglich, aber meine Crocs mit dicker Kunststoffsohle dämpfen.